Eigentlich ist es ja nur ein Katzensprung bis nach Adelaide, aber es gibt planbare und sinnvolle Umwege. Wir wollten unbedingt noch die Weinbauregionen in den Adelaide Hills besuchen. Auf dem Weg kamen wir erst noch nach Lobethal. Der Ortsname hört sich wieder deutsch an, ist er auch. Lobethal wurde 3 Jahre nach Hahndorf im Jahr 1842 von einem Pastor Fritzsche und seinen Anhängern gegründet. Dieser Ort wird nicht so vermarktet wie Hahndorf. Im Reiseführer steht zwar, dass Lobethal ein Bierhaus hat, aber die Onkaparinga Woollen Mill wurde nicht erwähnt. Die haben wir schnell gefunden, war doch ein Visitorcenter direkt dort vorhanden. Onkaparinga ist ein Wort der Aborigines und bedeutet „am Fluss waschen“. Auf die Frage wo denn dieses Museum sei wurde uns mitgeteilt, dass das nur um die Ecke ist und nur auf Anforderung geöffnet wird. Der freundliche Mitarbeiter der Touristinfo (ich hatte mich hierüber ja schon lobend ausgelassen) muss nur einen Museumswärter anrufen, der kommt in ein paar Minuten und zeigt uns alles. Spätestens hier waren wir an unser Werdorfer Heimatmuseum und unseren Friedel erinnert. Nach 10 Minuten kam auch unser australischer Friedel, der Brian hieß. Er schloss das Museum auf, war sehr redselig und fragte erst einmal wie viel Zeit wir denn hätten. Wir haben so 30 Minuten bis 1 Stunde eingeplant, am Ende wurden es doch 2,5 Stunden. Er zeigte uns einen kleinen Film über die Aufbereitung der Schafwolle bis hin zum fertigen Produkt wie Schal und Decke. Nach dem Film kam der Rundgang und Brian kam in Schwelgen, erklärte uns mit großem Sachverstand die vielen verschieden Webmaschinen, schließlich hatte er ja 35 Jahre dort gearbeitet. Dabei kam auch zur Sprache, dass er einmal 8 Wochen in der Schweiz zur Einweisung einer neuen Webmaschine war. Die Welt ist halt klein.
Brian zeigte uns anhand der vielen Stoffmuster, was und welche Qualitäten einmal in Lobethal produziert worden sind. Selbst Decken für verschiedene Airlines waren darunter. Man war wohl durchaus bekannt. Es ist schade wenn, wenn man an der eigenen Qualität scheitert. Wir haben diese im wahrsten Sinne des Wortes an Stoffmustern, die mehrere Jahrzehnte alt waren, gefühlt.
Das Museum hat hier, wie eigentlich jedes Heimatmuseum, eine ganz wichtige Aufgabe. Wir sehen Parallelen zu den deutschen Institutionen. Der Kampf um Zuschüsse ist allgegenwärtig, dabei wird eine Kultur gerettet, die sonst unwiederbringlich verloren geht. Hinter jedem Ausstellungsstück steht eine Geschichte, es gilt diese Geschichte zu konservieren und für nachfolgende Generationen zugänglich zu halten. Wir danken Brian nochmals ganz herzlich für diese eindrucksvolle Führung und hoffen, dass sein Freund aus Wiesbaden ihm diese Zeilen des Blogs übersetzt. Die Emailadressen haben wir ausgetauscht, so dass wir sicherlich eine Rückmeldung erhalten werden.
Der Weg führte uns weiter in das Barossa Valley. Die deutschen Einwanderer hatten Gott sei Dank auch Weinreben im Gepäck. Es drängt sich einem schon der Gedanke auf, dass auf der einen Seite andere Nationen groß kolonialisiert haben, aber wir Deutsche wohl doch mehr für die wirklich wesentlichen Sachen der Besiedlung zuständig waren. Im Barossa Valley finden wir heute DAS australische Weinbaugebiet. Hier werden auf 25 km Länge 21% der australischen Weinproduktion erledigt. Zu den Top 5 Weingütern im Barossa Valley gehören St. Hallett und Peter Lehmann. Wir hatten uns vorgestellt, dass wir nun am Mittag einen kleinen Imbiss mit einem schönen Glas Wein möglichst draußen nehmen könnten. In St. Hallett gab es leider nur die Möglichkeit der Weinprobe und eigentlich hatte ich irgendwie schon aufgegeben, denn bei Peter Lehmann sah auch alles nur nach Weinprobe aus. Es war auch nichts irgendwo ausgepreist oder angeschlagen. Auf dem Weg zur Toilette musste ich durch einen kleinen Saal, in dem gerade eine Besuchergruppe ihren Imbiss abgeschlossen hatte. Ich fragte das Personal, ob das hier nur für Gruppen oder auf Vorbestellung sei. „Nein, das kann man individuell an der Weinprobentheke bestellen“. Meine Welt war plötzlich wieder in Ordnung. Es gab einen Picknickteller für 2 Personen und statt jeder ein Glas Wein zu kaufen, konnte man auch eine Flasche ordern und den Rest nachher mitnehmen. Das ist sinnvoll, denn in Australien gilt 0,5 Promille und die Jungs lassen nicht mit sich reden (hatte ich doch schon geschrieben). Wie ich auch schon erwähnt hatte, befinden wir uns bei Peter Lehmann auf halbwegs deutschem Grund, also war auf der Picknickplatte „Mettwurst“ und „Lachsschincken“ mit „ck“ geschrieben. Dafür war der Savignon Blanc richtig gut. Das alles konnten wir draußen unter Weinstöcken und Palmen genießen. Lebe is scheen.
Jetzt galt es schnellstmöglich nach Adelaide zu fahren, schließlich darf man in South Australien 110 km/h schnell fahren. Unterwegs begegneten wir erstmals einigen Road Trucks, das sind die LKW mit bis 4 Anhängern und bis 50 m Länge. Neben uns an einer Ampel steht ein Schaftransporter, der die Tiere in 4 Stockwerken übereinander transportiert. Wohl dem Schaf im obersten Stockwerk. Hier ist zwar Sonne, aber auch Fahrtwind. Das Hotel in Adelaide war auch ohne Navi einfach zu finden, denn die Straßen sind schachbrettartig angeordnet.
Hotelzimmer bezogen und jetzt schnell in die City, um etwas zu essen. Auf der Fahrt zum Hotel hatte ich gesehen, wo die Einkaufsstrassen sind. Wir schnell dahin, denn die Geschäfte machen ja schließlich um 17.00 Uhr zu. Hier war alles ab 17.30 wie tot und leider auch keine Restaurants zu finden. Bevor ich Adelaide Unrecht tue, es herrscht wohl eine klare Trennung zwischen Einkaufen und Essen gehen. Es gibt Straßen, in denen eingekauft wird und dann muss man 4 Straßen weitergehen, da ist ein Restaurant an dem anderen. Wir waren bei einem „Italiener“ mit australischer und mediterraner Küche und wurden von „Ngujem“ (tippe mal auf Thailand oder Vietnam) hervorragend bedient.
Zurück im Hotel galt es packen und online einchecken, schließlich ging es morgen nach Alice Springs.
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