Wir werden mit Sack und Pack in die Stadt kutschiert, wo wir unseren Mietwagen für die nächsten 5 Tage in Empfang nehmen sollten. Das bestellt Auto war natürlich nicht da, also down- oder upsizing. Wir entscheiden uns für upsizing und erhalten so einen großen Ford (Marke Kuhschubser, aber ohne 4-wheeldrive und ohne Schutzgestänge an der Front, also ungeeignet für alles was nicht asphaltierte Straße war, so stand es zumindest in den Unterlagen).
Das Gepäck umladen, dann verabschieden wir uns David und Marijke bis zum 15.03.2012 und machen uns - mit Karten und ohne Navi - auf dem Weg durch Melbourne zur Great-Ocean-Road., Gut das wir den Bahnhof Flinders Street vom Vortag noch kennen und so zumindest der Karte nach wussten wo wir waren. Nachdem wir auf der M1 Richtung Geelong und somit auf dem richtigen Weg angekommen sind, stellen wir fest, Navi ist was für Alleinreisende und Nichtkartenleser. Es geht sehr gut auch ohne.
Der Himmel zieh sich zu und es beginnt zu regnen. Unglaublich starker Wind weht von Land auf die Port-Phillip-Bay und peitscht den leichten Regen gegen die Windschutzscheibe. Vormittags hatten wir Temperaturen um 24°C, jetzt eher 15°C. Temperaturstürze gibt es also auch im Spätsommer im südlichen Australien.
Zwischen Melbourne und Torquay ist das Land flach, vereinzelte Bäume stehen auf dem Weideland. Einzelne kleinere Herden Rindvieh weiden dort, und man fragt sich, ob die noch etwas finden, denn alles ist am Ende des Sommers dürr und braun. Das Heu steht sozusagen auf dem Halm. Es muss aber wohl reichen, denn die Tiere machen keinen unterernährten Eindruck.
Zwischendrin finden sich die Farmhäuser mit Nebengebäuden, zum Teil sehr schön angelegt und liebevoll mit Blumen bepflanzt, aber manchmal auch sehr einsam. Einfallsreich sind die Briefkästen, die aus allem möglichen hergestellt sind: Vogelhäuschen, alte Plastikkanister, alte Milchkannen oder Bierfässer. Natürlich gibt es auch die langweiligen Standardbriefkästen.
Je näher es zur Küste geht, umso rauer wird der Wind. Dort auf den Weiden finden sich dann vermehrt Schafe. Man sollte sich allerdings nicht täuschen lassen. Wir sind auf eine Weide zugefahren und bewunderten die große Herde Schafe, die dort lag und vor sich hin döste. Als wir nah daran vorbei fahren, müssen wir feststellen, dass es nur Binsenbüschel waren, die aus der Ferne die Schafe vorgetäuscht hatten.
Wir durchfahren ein paar kleinere Siedlungen und die Städte Werribee und Geelong und kommen am frühen Nachmittag in Torquay an. Torquay ist das Surfer- und Kiterparadies schlechthin. Die Strände sind traumhaft schön, aber eben sehr sehr windig, so wie es Surfer und Kiter mögen. Es gibt sehr viele sehr schöne Wohnungen und Häuser, die sicher nicht alle nur als Feriendomizil genutzt werden.
Zum Lunch hatten wir die Empfehlung bekommen, dort fish 'n chips zu essen. Pflichtgemäß haben wir uns diese besorgt und im Angesicht des Southern Ocean bei Nieselregen genossen. War wirklich gut!
Kaum fertig gegessen, hört es auf, langsam zu regnen und wir flüchten uns auf dem Weg zum Auto erst einmal in ein Café. Gleichnamiger treibt üblicherweise bei mir, also habe ich dort die Servicestation WC aufgesucht. Wieder eine neue Erfahrung: nur eines für den ganzen Laden, sauber und unisex. In Deutschland hätten bei der Sitzplatzanzahl des Cafés mindestens zwei Kabinen für die Damen und separat entsprechendes für die Herren da sein müssen. Man muss es ja nicht gleich so knapp bemessen, aber wir übertreiben es durchaus häufiger mit unseren Anforderungen. That's German.
Noch halbwegs trocken besteigen wir unser Auto um über Anglesea und Lorne bis nach Apollo Bay zu fahren, wo unsere erste Übernachtung Bed&Breakfast geplant war.
Entlang der Küste gibt es immer wieder sogenannte "scenic lookouts", von wo sich uns teils atemberaubende Blicke auf die raue Küstenlandschaft mit dem kraftvoll heran rollenden Wellen bietet. Der Himmel hat ein Einsehen und bricht immer wieder auf, so dass diese Fahrt nicht total verregnet und verschafft uns den nicht ganz häufigen Anblick eines intensiv leuchtenden Regenbogens.
Der Rundgang durch den Regenwald lohnt sich schon deshalb, weil wir noch nie so große Farne gesehen haben. Die Bilder sprechen für sich.
Wanderpfad nur für geübte Wanderer empfohlen! |
Und wo man auch hinkommt - ZDF ist auch schon da!
Auf dem Rückweg finden wir ein paar Menschen vor, die sich um einen Koala versammelt haben, der gemächlich aus einer Pfütze Wasser trinkt. Einer der umstehenden hat Mitleid mit dem armen Koala, der das dreckige Pfützenwasser trinken muss und spendiert ihm in einem "Pets travel water stow" Trinkwasser. Der Koala wirft einen Blick auf das Teil, schnuppert mal kurz und nimmt weiter seine Wasserration aus der Pfütze. Nachdem er genug getrunken hat, watschelt er - umsäumt von Touris - über die Straße gemächlich in den Wald, so als wolle er sagen: "Und, was wollt Ihr hier, is' sowieso alles meins!"
Das ist unsere erste Begegnung mit diesen putzigen Tieren gewesen.
Wir fahren in Apollo Bay eine ganz bestimmte Adresse B&B an und - welch Freude - "vacancy" war noch angezeigt. Allerdings ist dort ausgebucht, aber "meine Freundin hat noch etwas frei, gar nicht weit von hier". Aus "Vacancy" wird "No Vacancy" schon als wir den Hof verlassen. Wir fahren also zur Freundin und werden von einer älteren Dame empfangen, die nach meinem Empfinden alle Klischees einer englischen alleinstehenden Lady verkörpert: sehr freundlich, redselig, sehr um unser Wohl bemüht. Hinter ihrem Haus steht ein Gartenhäuschen, welches zwei Doppelzimmer mit Duschbad und WC beherbergt. Die Zimmer waren super ausgestattet, für Frostbeulen war sogar eine Heizdecke im Bett. Zuerst habe ich uns einen Tee gekocht und die Cookies dazu schmeckten hervorragend. Das Frühstück an anderen Morgen wird uns nach Wunsch serviert. Mensch, was willst du mehr?
Gartenhaushälfte als B&B-Domizil |
Milch für Cream-Tea oder Kaffee |
Apollo Bay ist während der Hauptferienzeit ebenfalls total überlaufen, aber in der Nachsaison war es eher beschaulich. Der Service in den Restaurants ist eigentlich immer gut, beim Essen gibt es keine Probleme und die Menschen sind einfach unglaublich nett und hilfsbereit.
Nach dem Dinner geht's heim, endlich Blog schreiben, unsere Lebenszeichen an alle Daheimgebliebenen.
Morgen kommt der interessanteste Teil der Great-Ocean-Road.
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