Samstag, Februar 25, 2012

Cessnock und Hunter Valley


In Cessnock haben wir den idealen Ausgangspunkt für eine Expedition in das Hunter Valley gefunden. Hunter-Valley steht als Synonym für Wein. Wie wir schon das Barossa Valley begutachtet hatten (wir denken noch mit Freude an unser Weingut Peter Lehmann), wollten wir jetzt den 2. Teil der Weinrundreise einläuten.
Im Hunter Valley waren es einmal nicht die Deutschen sondern die britischen Einwanderer, die den Wein mitbrachten. Hier war es ein George Wyndham im Jahr 1828, der ein paar Weinreben pflanzte. Daraus entstand das Weingut Wyndham Estate, die Geburtsstätte des australischen Shiraz. Heute gibt es hier mehr als 140 Weingüter. Ganz große und wiederum sehr kleine Familienbetriebe.
Absolut neugierig waren wir auf die Empfehlung unseres Reiseführers, das Weingut Hanging Tree Wines zu besuchen. Der Legende nach baumelten dort am Galgen nicht nur Tierkadaver sondern auch der eine oder andere Gesetzeslose. Das Schmuckstück soll in einem alten Viehstall einen der einladensten Weinkeller der Region haben. Allein die Hinfahrt über unbefestigte Straßen war ein Abenteuer. Leider war das Gut geschlossen, aber die Ausblicke über die wunderschönen, rebenbedeckten Hügel hat den Aufwand mehr als wett gemacht. 

Auf der Weiterfahrt stach uns Draytons Family Wines ins Auge. Wir sahen einen ganzen Traktorhänger voll mit Erntehelfern in die Weingärten fahren. In der Besichtigung des Familiengutes stellten wir jedoch schnell fest, dass diese Familie einen Marketingkurs besucht haben musste.
Man konnte Wein mit besonderen selbst entworfenen Etiketten kaufen oder einen Sekt mit dem Etikett „Birthday Blubber“. Das war nichts für uns.




 

Unser Reiseführer empfahl drei weitere Weingüter zur Besichtigung. Nach den Weingütern Rosemount Estate und Bimbadgen Estate würden wir heute noch suchen, wenn wir nicht Mc Guigans Cellar gefunden hätten. Die Familie Mc Guigan mischt erst seit 55 Jahren in der australischen Weinindustrie mit. Der Wein soll erschwinglich sein, schön süffig und am besten mit ein paar Leckereien aus der benachbarten Käserei schmecken.
Zunächst wurde Wein probiert, dann kam der Käse dran.
Es gab einen Night Harvest Semillon / Savignon Blanc. Die Trauben werden früh morgens vor der Sonneneinstrahlung geerntet. Heraus kommt ein wahrsinnig bukettreicher Tropfen. Ein Rose aus der Chiraz Traube hat eine intensive Färbung für einen Rose und einen entsprechenden Geschmack dazu. Der Cuve aus Shiraz und Cabernet Savignon war ebenfalls gelungen. Getoppt wurde dieser Rotwein nur noch von dem Durif. Dieser Wein lief ja fast schwarz aus der Flasche und war so tanninreich wie wir es mochten. Bei „Durif“ musste ich erst mal nachfragen: Dies ist eine Kreuzung zwischen Peloursin und Syrah. Hierzu bitte bedenken, dass Shiraz in USA, Südafrika und Australien ein Synonym für Syrah ist.

Wir haben einen Wochenvorrat dieser Weine in den Campervan geladen. Wie immer waren die Dame, die uns schnell erklärte, dass sie in Deutschland geboren war, und der Herr hinter der Theke äußerst freundlich und auch wissbegierig. Woher kommen Sie? Wie lange sind Sie schon in Australien? Was wollen Sie noch besichtigen? Beendet wird der Dialog immer mit dem Wunsch „Enjoy your visit“.Typisch diese Freundlichkeit und auch Gesprächsbereitschaft. Ich komme immer mehr zu der Einsicht, dass die australische Bevölkerung so aufgeschlossen gegenüber Fremden (Touristen) sein muss. Wenn das nächste Nachbarland tausende Kilometer weit weg ist, muss man sich mit jedem Besucher intensiv befassen. Das ist wohl die Belohnung dafür, dass man den weiten Weg auf sich genommen hat um Australien zu besuchen. Ein großes Dankeschön an alle, die uns bisher in ein Gespräch verwickelt haben.


Die Käserei ist gleich nebenan. Ich muss ja wohl nicht explizit erwähnen, dass wir nicht nur den Käse probiert haben sondern auch in adäquater Menge eingekauft haben.
 










Auf dem Heimweg zum Campingplatz kommen wir an einer kleinen Brauerei vorbei. Wenn wir sagen, dass es eine Hausbrauerei ist, dann ist das fast geprahlt. Die Hunter Brewery stellt 6 verschiedene Biere her und hat einen täglichen Ausstoß von etwa 600 Litern. Zu den Bieren gehören u. a. Kölsch, Bockbier und sogar Eisbock. Auch das Ingwerbier war richtig gut, weil in der Herstellung zu dem Bier frischer Ingwer gegeben wird, hat also nichts mit Ginger Ale zu tun.
Alte Sudhäuser





Der Hopfen kommt auch aus Deutschland. Das Besondere an der Brauerei ist, dass die gesamte Herstellung offen und für Besucher frei zugänglich ist. Wo wäre so etwas in Deutschland möglich. Eine wirklich eindrucksvolle kleine Bierherstellung mit richtig geschmacklichen Bieren. Doch allzu viel kann nicht probiert werden, es gilt immer noch die 0,5 Promillegrenze.
Zurück am Campingplatz startete das übliche abendliche Programm: Essen machen, Blog schreiben und hin und wieder Wein trinken.

Der nächste Tag war ein „Fahrtag“. Wir mussten wieder raus aus den Bergen in Richtung Meer. Noch einmal durch die Weinberge bei einem schönen Wetter am Morgen. 

Weinberge im Hunter Valley

Weideland (mit Wasserlöchern für das Vieh)


Es war erstaunlich, dass es auch so viele kleine Weingüter gab. Offensichtlich kann jeder leben und überleben, was jedoch in diesem Jahr wohl nicht so einfach ist. Wir haben mehrfach gehört, dass das der regenreichste Sommer seit vielen Jahren ist. 
Verdorbene weiße Trauben
Als Folge haben wir einige Weingärten gesehen, in den noch die weißen Trauben verschimmelt oder verfault hingen. Die Ernte der roten Trauben, die eigentlich jetzt sein sollte wurde durch die vielen Regenschauer sehr behindert. Neben den Winzern sind auch die vielen jungen Leute bei „Work and Travel“ die Leittragenden. Auf unserem Campingplatz habe ich einen jungen Franzosen getroffen, der eigentlich zur Weinlese engagiert war, aber das Wetter ließ keine Arbeit zu. So verbrachte er Tag um Tag auf dem Campingplatz, wartete auf besseres Wetter und damit auf Arbeit.
Ab Mittag zog sich der Himmel komplett zu und wir sind bei Regen bis nach Coffs Harbour an die Küste gefahren.

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