Dienstag, März 06, 2012

K'Gari (das Paradies) oder Fraser Island


Um 7:30 am stehen wir am Eingang des Caravanparks, mit Schwimmzeug und Sonnenschutz versehen. Wir werden abgeholt, am Büro des Veranstalters werden die Gruppen zusammengestellt, insgesamt 3 Jeeps. Wir werden mit 4 jungen Leuten Hans zugeteilt. Er ist gebürtiger Deutscher, lebt aber seit 17 Jahren in Australien und ist mittlerweile auch Australischer Staatsbürger.
Alles, was wir an diesem Tag Essen und Trinken, incl. Pavillion als Sonnenschutz, ist in bzw. auf den Wagen verstaut. Zunächst müssen wir zur Fähre ein paar Kilometer fahren. Die Fähre fährt stündlich, die Tourveranstalter haben immer fest gebucht und müssen sich am Vorabend mit der zu erwartenden Anzahl Autos anmelden.
K'Gari ist die Aborigine-Bezeichnung für diese Insel, die eigentlich nur ein unglaublich großer Sandhaufen ist, 120 km lang und maximal 15 km breit. Hans erzählt. dass man auf der Insel nach Öl gebohrt hat, nicht fündig wurde, aber feststellte, dass der Sandhaufen bis 600 m tief reicht. 
Anlegestelle auf Fraser Island

Fraser Island ist sehr bewaldet, im Zentrum findet sich dichter Regenwald, der in den niedrigeren, lichteren Übergangswald wechselt. Zum Strand wird die Vegetation niedriger, dem rauen Ozeanwind angepasst. Der Sand ist feinster weißer Quarzsand, der mit der Zeit z.B. durch Humusbeimischungen der Pflanzen und mineralischen Einlagerungen verschiedene Färbungen angenommen hat und eine doch erhebliche Wasserspeicherkapazität besitzt, sonst könnten die Pflanzen nicht so wachsen.
Fraser Island war reich an großen Tea-Trees (Lieferanten des Teebaumöls), einem Hartholz, das gerne verarbeitet wird, wo Holz mit Meerwasser zusammenkommt. Die großen Bäume wurden gefällt. Als die Ausbeute nicht mehr rentabel war, weil die Bäume sehr lange brauchen um nachzuwachsen, hat man dies eingestellt. Heute ist Fraser Island Naturschutzgebiet.
Auf der Insel gibt es mehrere Süßwassercreeks, der größte ist Eli Creek, der täglich viele Millionen Liter frisches Wasser in den Ozean spült. Außerdem haben sich in vielen tausend Jahren Süßwasserseen gebildet, kaum vorstellbar auf einem Sandhaufen. Man geht davon aus, dass das Wasser sich in einer Mulde mit Blättern und anderen organischen Ablagerungen gesammelt hat. Die Ablagerungen haben die Poren im Sand verdichtet, so konnte das Wasser nicht mehr ablaufen. Das Wasser ist glasklar, reich an Mineralien und hat einen leicht sauren ph-Wert. Somit ist das Baden in diesem Wasser pure Hautpflege - Sonnenschutz nicht vergessen!
(Unschärfe bitte entschuldigen, aus dem fahrenden Auto geht's nicht besser)
Wir fahren durch den teils dichten Wald über ausgefahrene Sandbahnen, die einem Geländewagenfahrer schon etwas Können abverlangen, vorbei an der Central Station, die Ausgangspunkt für viele Wandertouren ist.






Lake McKenzie
Wir kommen zum Lake McKenzie. Der See ist aufgrund reichlicher Regenfälle der letzten Wochen sehr voll, 2 Meter höher als normal. Nur am nördlichen Ufer ist der blütenreine weiße Strand zu sehen, der unter den Füßen quitscht, die Wasserlinie hat den sonst rundum weißen Sandsaum eingenommen. Ich schwimme ein wenig, habe Schnorchel und Maske mit, um mal unter Wasser zu sehen, was es gibt. Weißer Sand, am Boden liegende Blätter, die aussehen wie Fische, aber nichts wächst im Wasser, deshalb gibt es auch keine Fische. Die Sicht ist unglaublich.
Wir passieren einen Creek, der ein Aborigine-Frauenplatz ist. Dort haben sich früher die Frauen zurückgezogen, wenn sie ihre Kinder zur Welt brachten. Männer haben an diesem Platz nichts zu suchen und würden auch nie dahin gehen. Genauso gibt es "Männerplätze", die von Frauen nie aufgesucht werden und Versammlungsplätze, wo sich die Familien treffen. Jeder Ort hat eine besondere Ausstrahlung und in der Aborigine-Kultur auch sicher seine Geschichte, häufig aus der "Dreamtime".
Nach dem erfrischenden Bad gibt es "Morning Tea" mit Gebäck, Obst, Käse, diverse andere Getränke. Unser Aborigine-Begleiter führt uns den Begrüßungstanz vor, mit dem seine Leute Besucher begrüßen. Die Bemalung hat besondere Bedeutung, die Streifen auf den Armen stehen für die beiden Flüsse Susan- und Mary-River, die Brustbemalung stellt ein Federkleid eines Vogels dar.
Alles findet innerhalb eines eingezäunten Picknick-Bereichs statt, zum Schutz vor Dingos, wilde "Hunde", die hier auf der Insel leben und nicht mit den freundlichen Hunden zuhause verwechselt werden sollten. An bestimmten Stellen auf der Insel wurden Zäune und überfahrbare Bodengitter errichtet, die den Dingos das Eindringen in von Menschen genutzte bzw. bewohnte Bereiche verwehren.



Bei Eurong erreichen wir die 75-Mile-Beach, die aber eher einer Rennpiste gleicht, weil hier auf dem festen Strand Autos und Busse auf Besichtigungstour entlang düsen. Auch wir fahren nach Norden, vorbei an Eli-Creek bis zum Maheno Ship Wreck. Hierbei handelt es sich um einen ehemaligen Luxusliner, gebaut 1904, im 1. Weltkrieg als Hospitalschiff genutzt, später Passagierschiff zwischen Australien und Neuseeland. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Schiff an Japan verkauft. Auf der Schleppfahrt nach Japan wurde die Kolonne Opfer eines Zyklon. Die "Maheno" war wegen fehlender Schiffschrauben manövrierunfähig und wurde auf Fraser Island angespült. Eine Bergung des Schiffswracks ist nie erfolgt, so liegt es jetzt am Strand, wird jährlich weniger und zieht doch jede Menge Neugierige an. (Wer Lust hat, kann mal googeln, es gibt einiges darüber im Internet).
Sandformation
Weiter geht die Fahrt an den Pinnacles vorbei, wo wir nicht aussteigen aus Rücksicht auf die Aborigines, für die dies ein sakraler Ort ist. Die Formation sieht aus wie Fels, ist aber aus verschiedenfarbigen stark verdichteten Sandschichten gebildet. Man könnte mit einem Messer ganz leicht die Formen bearbeiten. (Ich habe mit Rücksicht aud die Bedeutung des Ortes nicht ein Gesamtbild der Pinnacles eingestellt, diese Sandformation muß zur Verdeutlichung reichen. Danke für das Verständnis.)

Ein paar echte Felsstücke liegen am Strand, die wir dank des niedrigen Wasserstandes am Strand und nicht auf einem Dünenbypass umfahren können.
Zur Mittagszeit erreichen wir Indian Head, ein Landvorsprung, von dem man einen tollen Blick über die Insel und das Meer hat. Dieser Platz ist übrigens eine Versammlungsstelle der Aborigines. Während wir zum Indian Head aufsteigen, wird am Strand unser Lunch bereitgestellt.
Blick nach Norden vom Indian Head

... und nach Süden
Nach dem Essen erzählt uns unser Aborigine etwas über das Digeridoo (es gibt 3 weiter Namen für diese Instrument, die regional geprägt sind), verschiedene Arten von Bumerangs und warum die Souvenir-Bumerangs nie zurückkommen, wenn man sie wirft.
Anschließen werden wir per Jeep auf die andere Seite des Indian Head zu den "Champagner-Pools" gebracht. Die Dünenüberfahrt gestaltet sich etwas schwierig, denn es ist ein Mahlsandloch, in dem zu allem Überfluss sich noch jemand festgefahren hatte. War wohl zu zaghaft in den Sand gefahren. Dann heißt es buddeln. 


Champagner-Pool (leer)

... und wie er sich füllt.
Die Champagner-Pools sind natürliche Becken, die vom Meer je nach Tide mit Wasser gefüllt sind oder nicht. Als wir kamen, war eines der Becken etwas gefüllt, das andere leer. Die Flut lief auf und die eine oder andere Welle schwappte schon mal über. In diesen "Pools" kann man unbeschwert baden, was sich für den ganzen langen Strand der Insel nicht empfiehlt. Es gibt überall gefährliche Unterströmungen, die einen ins Meer hinausziehen. Wem das als Warnung nicht reicht, sollte die Haie bei seiner Entscheidung mitberücksichtigen. Der Strand eignet sich wirklich nur zum Sonnenbaden oder Autofahren. übrigens habe ich durchs Fernglas vom Indian Head einen Hai schwimmen gesehen.
Sonnenbad am Champagner-Pool
Wir haben das Geschehen am Champagner Pool mit viel Vergnügen von oben betrachtet. Seitlich auf dem Felsen in mit Wasser gefüllten Mulden lagen zwei junge Männer und ließen sich brutzeln. Sag noch einer, dass nur die Frauen eitel wären!
Außerdem haben wir einen großen Manta-Rochen entdeckt, der ungewöhnlich nah an den Strand schwamm und manchmal sogar in den Sandaufwirbelungen der anschlagenden Wellen verschwand.















Mündung des Eli Creek ins Meer
Auf dem Rückweg passieren wir wieder die Pinnacles, das Schiffswrack und machen noch einen kurzen Stopp am Eli-Creek. Das Wasser ist klar und relativ kalt. Geht man ein paar Schritte landeinwärts, kann man sogar darin schwimmen.
Dann geht es zurück zur Fähre, die pünktlich um 16:00 Uhr ablegt. Noch am Auto stehend, nehmen Reiner und ich uns ein kühles Bier aus der Box. Hans ermahnt uns, dies bitte sofort in die Box zurückzustellen, es dürfe an Bord außer dem am Kiosk auf der Fähre verkauften Alkohol keine anderen alkoholischen Getränke (mitgebracht) getrunken werden. Das kann Strafen bis zu 5.000 AU$ kosten. Erkennbar ist es an der Kennzeichnung: Alle Institutionen (Bars, Restaurants, Schiffe, etc.) die mit "fully licensed" gekennzeichnet sind, dürfen jeglichen Alkohol verkaufen, und nur der von ihnen verkaufte Alkohol darf dort getrunken werden. Ich erinnere an unsere frühere Erfahrung (BYO = bring your own) in Melbourne.
Zurück an Land nehmen wir uns aber dieses Bier, das ja schon angetrunken war und trinken es mit Genuss aus, bevor es verkommt. Am Campingplatz werden wir abgesetzt, wo wir uns einen üblichen ruhigen Abend machen.
In der Campingküche treffen wir später zwei junge Damen, die diese Tour am nächsten Tag gebucht haben. Viel Spaß ist sicher.

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